Einem jeden, der seinen Urlaub in Südtirol verbringt, fallen sofort die vielen Apfelgärten ins Auge. Flächenmäßig nur wenig dahinter liegen die vielen Weinberge, die sich besonders im Überetsch und Meraner Land, aber auch im Vinschgau und Eisacktal die Hänge entlang ziehen. Meist in liebevoller Handarbeit bearbeitet und mit Sorgfalt gekeltert, entstehen aus den sonnenverwöhnten Trauben Südtiroler Qualitätsweine mit Prädikat – denn über 98 % der Südtiroler Weinfläche steht unter DOC-Schutz, was das Land in Italien an absoluter Spitze stehen lässt. Die Abkürzung DOC steht für das italienische “denominazione di origine controllata” (dt. “geschützte Herkunftsbezeichnung”) und garantiert die Einhaltung strenger Vorschriften. Von den Ertragsmengen im Weinberg bis zum Säuregehalt in der Flasche umfasst die Bezeichnung eine Vielzahl von streng kontrollierten Qualitätsmerkmalen, die von den Südtiroler Weinen mit Freuden eingehalten werden. So findet sich natürlich auch auf sehr vielen der über 400 Etiketten im Weinkeller unseres Gourmethotels Feldhof in Naturns, Südtirol dieses begehrte Zeichen. Darauf sind wir stolz!
In diesen Tagen läuft die Weinlese in Südtirol zur Hochform auf. Seit Anfang September werden weiße Sorten wie der Chardonnay geerntet und bis Ende Oktober werden auch die Trauben von länger reifenden roten Sorten wie Cabernet und Lagrein ihren wohlverdienten Platz in den Kellern der Winzer gefunden haben. Anlässlich dieses alljährlichen Schauspiels von Südtiroler Winzerhandwerk und Liebe zum Genuss geben wir vom Feldhof DolceVita Resort Ihnen einen Rückblick in die Geschichte des Weinbaus im Land. Prost!
Der Weinbau als jahrtausendealte Tradition
Funde von Traubenkernen aus der Vor-Antike beweisen, dass die süßen Früchte der Reben bereits zu dieser Zeit auf Südtiroler Gebiet genossen wurden. Ob sie auch damals schon zu Wein vergoren wurden ist unklar; dass dies seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. definitiv geschah, belegen Funde von Rebmessern und Schöpfkellen aus dieser Zeit. Die Räter bewohnten zu dieser Zeit das heutige Südtirol und betrieben bereits emsig Anbau, Zucht und Beschnitt der Weinrebe. Bereits damals war der Wein aus der Region über die Landesgrenzen hinaus bekannt, wenn auch schwer zu bekommen, und mehrere römische Zeitzeugen lobten die Qualität und den Geschmack des rätischen Weins.
Als die Römer schließlich 15 v. Chr. das Land eroberten, staunten sie über die schiere Menge an Weinbaufläche – und über die fortgeschrittene Technik. Während sie den Wein noch in Schläuchen und Tonkrügen lagerten, hatten die Räter bereits ausgefeilte Weinkeller gegraben und ließen den Wein in Holzfässern reifen. Aus der Verschmelzung von rätischer mit römischer Weinbautechnik entstand deshalb die erste wirkliche Hochblüte im Südtiroler Weinbau. Neue Sorten wurden eingeführt, die Anbaufläche großflächig erweitert und die Lagerung immer weiter verbessert.
Nach dem Ende der großen Völkerwanderungen (6. u. 7. Jh. n. Chr.) hatten viele Klöster aus dem süddeutschen Raum großen Weinbedarf. Schließlich gibt es in der Bibel über 500 Stellen, in denen von Wein die Rede ist…
Unter der Herrschaft von verschiedenen Bischöfen und anderen Herren aus dem Klerus errichteten die Südtiroler somit über drei Dutzend Weinhöfe zwischen Salurn und Meran und zwischen Bozen und Brixen, die ihren Bedarf an Messwein decken sollen. Dies steigerte die Weinproduktion in Südtirol um ein Vielfaches, hatte aber einen interessanten Nebeneffekt. Dieser Südtiroler Wein hatte einen äußerst langen Weg auf dem Ochsenkarren vor sich, bis er in die bayrischen Klöster gelangte. An fast jeder Zollstation wurde unter der Hand Wein zum unrechtmäßigen Verkauf abgezweigt und die Differenz gepanscht. Die Kellermeister der Klöster hatten ihre liebe Not, diesen vielfach gestreckten Wein genießbar zu machen, was sie mit Hilfe verschiedener Methoden versuchten zu erreichen. Ihre Notizen trugen noch lange danach dazu bei, viel Neues über Lagerung, Verbesserung und Schnitt mit anderen Sorten (Cuvée) herauszufinden.
Aufschwung und Absturz
Über die Jahrhunderte war die Region des heutigen Südtirol ein Garant für guten Wein, der sogar hie und da in Fresken, Gedichten und Gesang verewigt wurde. Die Habsburger hatten gegen Ende des späten Mittelalters bereits die erste Einbürgerung von landesfremden Sorten wie Burgunder und Riesling veranlasst, doch erst um 1900 begann ein weiterer Aufschwung im Südtiroler Weinbau. Dank der Pionierarbeit von Edmund Mach (1846-1901), dem unter Winzern zur Legende gewordenen ersten Direktor der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt von San Michele, begann eine wahre Renaissance des Südtiroler Weins. Neue Sorten aus Frankreich und Mittelitalien wurden eingeführt, Kleinbauern zu politisch und wirtschaftlich stärker vertretenen Genossenschaften zusammengeschlossen und Methoden, Werkzeuge und Anbau modernisiert.
Diese Blütezeit des Südtiroler Weinbaus brachte dem Wein internationalen Ruhm ein, der nicht aufzuhalten schien. Doch der Erste Weltkrieg und noch viel mehr die Angliederung an Italien 1919 bedeuteten einen herben Rückschlag. Im Chaos des Zweiten Weltkriegs und der faschistischen Unterdrückung schließlich erlebte der Südtiroler Weinbau eine große Krise.
Diese Situation hielt bis in die 1970er Jahre an, um kurz einen Hoffnungsschimmer für Winzer und Weinhändler zu bringen. Der Markt erholte sich, Handelsbeziehungen lebten wieder auf und der Südtiroler Wein schien gerettet. Mitte der 1980er jedoch kam ein erneuter schwerer Schlag: Der Offenweinverkauf in riesigen Tanks in die Schweiz, bis dahin ein elementarer Teil der Weinproduktion, brach ein und kam schließlich fast vollständig zum Erliegen. Eine neue Strategie musste her…
Qualität vor Quantität
Dieser Moment war der ausschlaggebende für einen grundlegenden Wandel in der Südtiroler Weinkultur. Man wollte weg von Großproduktion und Massenware und zurück zu liebevoll gekelterten edlen Tropfen mit Charakter. Neben den einzelnen schon seit Generationen selbstvermarktenden Familienbetrieben entschlossen sich besonders in den 1990er-Jahren viele Weinbauern, ihre Qualitätstrauben selbst einzukeltern, abzufüllen und zu vermarkten. Man besann sich auch wieder auf vergessene autochthone (= ohne menschliches Zutun im Land ansässige) Sorten wie Lagrein und Vernatsch, die lange Zeit zugunsten von gängigen “Modeweinen” vernachlässigt worden waren. Kleinere Ertragsmengen, modernisierte Verarbeitungsprozesse und vor allem der gezielte Anbau nach Lage führten den Südtiroler Weinbau zurück zu seiner alten Größe.
Heute, etwa 30 Jahre später, ist der Südtiroler Wein aus der italienischen, europäischen und sogar internationalen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken. In Lagen von 200 bis 1000 m über dem Meeresspiegel werden 20 verschiedene Rebsorten (60% Weiß- und 40% Rotweine) von über 5000 Bauern direkt ab Hof oder über eine der 160 Kellereien und Genossenschaften verkauft. Das summiert sich auf etwa 300.000 Hektoliter Wein pro Jahr (ca. 40 Millionen Flaschen)! Ein Drittel davon wird ins Ausland verkauft, der Rest zu typischen Südtiroler wie auch italienischen Spezialitäten im Land genossen.
So auch im Gourmethotel Feldhof in Naturns. Hotelchef Stefan Perathoner ist passionierter Weinkenner und Hüter des Weinkellers und der Vinothek und stets gern bereit, interessante Fakten und Anekdoten mit Ihnen zu teilen. Das natürlich am besten bei einem Glas des besprochenen Weins, versteht sich. Auswahl finden Sie wahrlich genug, denn wie erwähnt lachen Ihnen aus dem umfangreichen Weinsortiment unseres Hotels neben Klassikern wie Vernatsch, Lagrein, Blauburgunder und Pinot Grigio über 400 weitere Etiketten von lokalem und internationalem Renommée entgegen!