Im oberen Vinschgau, oberhalb des Dorfes Burgeis, erstrahlt der Bau der höchstgelegenen Benediktinerabtei Europas. Bereits seit über 900 Jahren leben und arbeiten die Mönche hier nach der Regel des Heiligen Benedikts aus der sie Ruhe und Kraft schöpfen.
Die Klosteranlage wurde im 12. Jahrhundert zu Ehren des Hl. Benedikts geschaffen. Es handelt es sich hierbei um eine Stiftung der Edlen von Tarasp in der Schweiz. Im Laufe der Geschichte erlebte die Wichtigkeit des Klosters immer wieder Berg- und Talfahrten. Im 18. Jhd. stellte es eine essenzielle Anlaufstelle für Bildung für die breitere Bevölkerung dar. In Meran konnte die Abtei um 1724 ein humanistisches Gymnasium gründen, das trotz einiger machtpolitischen Konflikten in dem darauffolgenden Jahrhundert zu einem Bildungszentrum ersten Ranges erhoben wurde. Auch im Kloster selbst wurde zwischen den Jahren 1946 bis 1986 ein Privatgymnasium geführt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Kloster Marienberg bis heute einen bedeutenden Stellenwert im Bewusstsein der Bevölkerung als religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Anlaufstelle hat.
Einblicke in die Klosteranlage von Marienberg
2008 wurde das Kloster maßgeblich saniert und somit auch für Besucher von außen zugänglich gemacht. Die Krypta die 1160 geweiht wurde und die einst als erster Gottesdienstraum genutzt wurde, wurde nach Umbauten im 17. Jh. zum Bestattungsort für die Mönche. Als man die Gruft in den 80er-Jahren räumte, stieß man auf bemerkenswerte Fresken, einzigartige Engeldarstellungen, die die Jahrhunderte ohne größeren Schaden überstanden hatten. Um diese kostbaren Bildnisse zu schützen ist die Krypta jeweils nur mehr in den Sommermonaten zum Abendgebet zugänglich.
Museen im Vinschgau
Auch der ehemalige Wirtschaftstrakt des Klosters wurde zu einem Museum umgestaltet und gewährt den Besuchern Einblicke in das Alltagsleben der Mönche und in die Geschichte des Klosters Marienberg. Außerdem beherbergt es Gästezimmer und bietet Räumlichkeiten für diverse Veranstaltungen. Ein Beispiel außergewöhnlich guter Steinmetzarbeit findet sich im Rundbogenportal der Klosterkirche aus dem späten 12. Jahrhundert. Ebenso sehenswert sind wohl die zahlreichen Holzskulpturen und Gemälde der Anlage.
Für Männer ab 16 Jahren die den Wunsch haben sollten in sich zu kehren und Kraft zu schöpfen, besteht die Möglichkeit auf “Kloster auf Zeit”. So schließt man sich einige Tage den Regeln des Mönchseins an und lernt besser auf Gott hin zu hören.
Das Kloster verfügt über einen Buchbestand von ca. 90.000 Stück, die über mehrere Räume aufgeteilt sind. Als besonders wertvoll für die Geschichte des Stiftes und des Landes Tirol wird vor allem die Chronik des Mönches Goswin aus dem Jahr 1390 erachtet.
Das Kloster verfügt außerdem noch über einen kleinen Shop, in der vor allem neben Kunstkarten von romanischen Fresken und kunsthistorischen Büchern, einheimische Produkte aufliegen. Neben Honig, Tees und Marmeladen von Produzenten aus dem Vinschgau, ist hier auch das Palabirnbrot erhältlich – eine Rarität aus dem Obervinschgau.
Ein Besuch des Klosters Marienberg ist ein Muss für alle die sich ein Bild des oberen Vinschgaus machen möchten, hat dieses doch das Tal maßgeblich beeinflusst und mitgestaltet.
Bild: Optimaclicks Ltd.
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